Aktualisiert am 4. Januar 2022 von Ömer Bekar

Sie möchten etwas über Ihre Familiengeschichte erfahren? Oder herausfinden, mit wem Sie verwandt sind? Dann kann ein Stammbaum der richtige Weg für Sie sein.

Vielleicht ist es ein altes Fotoalbum der Oma, das einem zufällig in die Hände fällt. Möglicherweise sind es die alten Geschichten, die der Opa von früher erzählt und die plötzlich doch ganz interessant werden. Manchmal ist es ein Treffen mit einem bisher unbekannten Verwandten.

Oder es gab schon wieder einen Todesfall in der Familie. Oder Sie stellen irgendwann fest, dass Sie eigentlich kaum etwas über Ihre Herkunft und Ihre Verwandtschaft wissen. – Es kann viele verschiedene Auslöser geben, die das Interesse daran wecken, nach den eigenen Wurzeln zu forschen.

Wenn Sie mit der Ahnen- oder Familienforschung beginnen, werden Sie schnell feststellen, dass Sie ein überaus interessantes Hobby für sich entdeckt haben. Gleichzeitig wird Ihnen aber auch bewusst werden, dass Sie eine große Aufgabe vor sich haben. Denn wirklich komplett wird Ihr Familienstammbaum vermutlich niemals werden. Immerhin steigt die Anzahl der Personen mit jeder Generation deutlich an und je weiter Sie in die Vergangenheit zurückgehen, desto mehr neue Verwandte kommen dazu. Andererseits macht gerade das den Reiz der Familienforschung aus.

Zunächst stellt sich aber eine ganz entscheidende Frage: Wie fange ich am besten an, wenn ich einen Stammbaum erstellen will? Dieser Frage gehen wir im Folgenden nach.

Entscheiden Sie, wie Sie Ihre Forschungsergebnisse festhalten.

Bevor Sie richtig in die Familienforschung einsteigen, sollten Sie sich überlegen, wie Sie Ihre Ergebnisse festhalten möchten. Ohne sinnvolle Struktur werden Sie recht schnell den Überblick verlieren. Gewöhnen Sie sich deshalb am besten von vorneherein an, Ihre Daten zu sortieren und ordentlich zu archivieren. Am einfachsten klappt das natürlich mit dem Computer. Dabei reicht es am Anfang aus, wenn Sie mit einem normalen Textverarbeitungsprogramm arbeiten, um Tabellen, Listen und Ahnentafeln anzulegen. Später sollten Sie sich eine Stammbaum-Software zulegen, die Ihnen dabei hilft, Ihre Daten zu organisieren. Genealogie-Programme gibt es in unzähligen Varianten und einige davon sind sogar kostenfrei erhältlich. Probieren Sie aber unbedingt verschiedene Testversionen aus. Denn was die Benutzerfreundlichkeit angeht, unterscheiden sich die Programme doch deutlich voneinander. Sie müssen also herausfinden, mit welcher Software Sie am besten zurechtkommen.

Allein auf Ihren Computer sollten Sie sich aber nicht verlassen. Fertigen Sie stattdessen Kopien, legen Sie einen Ordner an oder sammeln Sie Fotos und Dokumente in einer Kiste. Denn es wäre sehr schade, wenn alle Ihre Forschungsergebnisse plötzlich weg wären, nur weil der Computer nicht mehr will. In der Praxis hat es sich außerdem bewährt, eine Art Buch zu führen, das Ihre Recherche dokumentiert. Nach einiger Zeit werden Sie nämlich nicht mehr wissen, wo Sie bereits nachgesehen hatten und wo welche Spuren ins Leere geführt haben.

Sammeln Sie alle Daten, die Sie kriegen können.

Um einen Stammbaum erstellen zu können, brauchen Sie natürlich Informationen. Und dabei gibt es viele verschiedene Quellen, auf die Sie zurückgreifen können. Bevor Sie aber alle möglichen Stellen abklappern, sollten Sie erst einmal mit den Daten anfangen, die bereits vorhanden sind. Sortieren Sie diese Informationen und werten sie aus. Auf diese Weise schaffen Sie sich eine Grundlage. Erst wenn Sie Ihre schon vorhandenen Daten durchgearbeitet haben, sollten Sie damit anfangen, Ihre Informationen nach und nach durch neue Daten zu ergänzen. Für die Informationsbeschaffung wiederum stehen vor allem folgende Quellen zur Verfügung:

1. Verwandte

Hören Sie sich als erstes in Ihrer Familie um. Befragen Sie Ihre Eltern, Ihre Großeltern, Onkel, Tanten und andere Verwandte. Lassen Sie sich deren Lebensgeschichten erzählen. Fragen Sie nach Geburts- und Wohnorten, Geschwistern, Ehepartnern, Kindern, Berufen, Krankheiten, Todesfällen und anderen wichtigen Ereignissen. Vielleicht haben Sie Glück und Ihre noch lebenden Verwandten können Ihnen jede Menge Informationen liefern. Gerade ältere Leute haben oft sehr viele Erinnerungen an Ihre Kindheit. Nutzen Sie die Chance, denn einfacher kommen Sie kaum an Informationen heran. Wenn Ihre Verwandten irgendwann nicht mehr da sind, ist es zu spät und Sie können Ihre Fragen nicht mehr stellen. Und wer weiß, vielleicht treffen Sie auf diese Weise schon auf Verwandte, von denen Sie bisher nichts wussten. Zudem erfahren Sie möglicherweise, warum sich bestimmte Familienmitglieder schon seit Jahren nicht mehr grün sind. Auch das kann Ihren Horizont sehr erweitern.

2. Dokumente und Fotos

Als nächstes brauchen Sie schriftliche Unterlagen. Fragen Sie nach Dokumenten wie Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden, Ausweisen, Grundbuchauszügen oder Zeugnissen. Stöbern Sie auf dem Dachboden und im Keller. Vielleicht hat einer Ihrer Verwandten schon einmal mit einem Stammbaum angefangen oder es gibt eine alte Familien-Chronik. Auch alte Fotos können Ihnen bei Ihrer Ahnenforschung sehr weiterhelfen.

Gibt es keine Unterlagen mehr, können Sie bei Standesämtern, Grundbuchämtern und anderen Behörden Kopien anfordern. Dazu müssen Sie einen Verwandtschaftsnachweis vorlegen und eine kleine Gebühr bezahlen. Auch Stadtarchive können eine gute Anlaufstelle für Ihre Nachforschungen sein.

3. Kirchenbücher

In den Standesämtern werden die Personenstandsregister erst seit 1874 geführt. Gehen Ihre Forschungen weiter in die Vergangenheit zurück oder kommen Sie mit den Urkunden der Standesämter nicht weiter, sollten Sie in Kirchenbüchern recherchieren. In Kirchenbüchern wurden Daten zu Taufen, Trauungen und Sterbefällen aufgezeichnet und teilweise gehen die Kirchenbücher bis ins 16. Jahrhundert zurück. Die Kirchenbücher werden in den Kirchenarchiven aufbewahrt und können auf Anfrage eingesehen werden. Allerdings sind die Kirchenbücher teilweise in Latein verfasst, in altdeutschen Schriften geschrieben oder es werden Begriffe verwendet, die heute so nicht mehr gebräuchlich sind. Sie werden also mitunter ein bisschen recherchieren müssen, damit Sie die Informationen aus den alten Kirchenbüchern auswerten können.

4. Internet

Natürlich ist auch das Internet eine sehr hilfreiche und zudem überaus ergiebige Quelle bei Ihrer Ahnenforschung. Im Internet finden Sie unzählige Seiten, die sich mit der Familienforschung beschäftigen und Informationen bereitstellen. Alte Landkarten, Personenlisten und verschiedene Dokumente sind inzwischen online abrufbar. Zudem können Sie sich mit anderen Ahnenforschern austauschen und Ihre Daten abgleichen.

Eine ebenfalls äußerst wertvolle Anlaufstelle ist die Mormonen-Kirche. Sie betreibt genealogische Forschungsstellen und hier können Sie sich Mikrofilme mit sehr vielen Daten zur Ansicht bestellen. Vor allem, wenn Ihre Familie über den ganzen Erdball verstreut ist oder viele Spuren aus historischen Gründen ins Leere verlaufen, kann das praktisch sein und Ihnen wertvolle Erkenntnisse bescheren.

Erstellen Sie einen ersten Stammbaum.

Nachdem Sie einige Informationen zusammengetragen haben, können Sie einen ersten Stammbaum erstellen. Dieser erste Stammbaum wird noch unvollständig ein und sicherlich zahlreiche Lücken aufweisen. Aber er ist ein Anfang und immer dann, wenn Sie neue Erkenntnisse dazu gewinnen, können Sie Ihren Familienstammbaum erweitern. Die Vorgehensweise beim Erstellen eines Stammbaumes gestaltet sich so:

  • Sie wählen ein Paar oder eine Person aus, die die Wurzel oder den Stamm Ihres Baumes bildet.
  • Von diesem Paar oder dieser Person ausgehend, tragen Sie einen Ast mit den Kindern ein.
  • Der Ast mit den Kindern verzweigt sich dann erneut mit deren Kindern und damit mit den Enkeln Ihres Ausgangspaares oder Ihrer Ausgangsperson.
  • Auch der Ast mit den Enkeln bildet weitere Verästelungen, die die nächste Generation und damit die Urenkel beinhalten.
  • Auf diese Weise erfassen Sie nach und nach alle Generationen. Dadurch verzweigt sich der Stammbaum immer weiter und die Baumkrone entsteht.

Je mehr Generationen in Ihren Stammbaum einfließen, desto üppiger wird er. Den Stammbaum von Hand zu erstellen, kann dadurch recht schwierig sein. Inzwischen gibt es aber verschiedene Programme, die den Stammbaum für Sie erstellen. Sie müssen dazu nur Ihre Daten eintragen.

  • Achtung: Ein Stammbaum ist keine Ahnentafel!

In der Familienforschung gibt es zum einen den Stammbaum und zum anderen die Ahnentafel. Diese beiden Begriffe werden oft miteinander verwechselt. Tatsächlich handelt es sich aber um zwei grundverschiedene Dinge:

Ein Stammbaum stellt die Nachkommen dar. Ein Paar oder eine Person bildet den Baumstamm oder die Wurzel des Baumes. Von hier aus gehen Äste ab, die die Kinder, die Enkel, die Urenkel und so weiter enthalten. Mit jeder Generation verzweigt sich der Baum dadurch immer mehr. Gleichzeitig geht die Blickrichtung beim Stammbaum von der Vergangenheit in die Gegenwart.

Eine Ahnentafel bildet die Ahnen und somit die Vorfahren ab. Der Ausgangspunkt der Ahnentafel ist eine Person. Für diese Person werden die beiden Elternteile erfasst. In den nächsten Generationen folgen die vier Großeltern, die acht Urgroßeltern und so weiter. Jeder Person in der Ahnentafel werden somit immer ihre beiden Elternteile zugeordnet. Gleichzeitig bleibt es auch bei den Elternteilen. Adoptiv- oder Stiefeltern werden ebenso wenig erfasst wie Geschwister. Die Ahnentafel beschränkt sich also auf die leiblichen Eltern, egal ob sie verheiratet waren oder ob nicht. Im Unterschied zum Stammbaum geht der Blick bei der Ahnentafel außerdem von der Gegenwart in die Vergangenheit.

Die Alternative: Ein dekorativer Stammbaum

Vielleicht möchten Sie aber gar nicht in die Ahnenforschung einsteigen. Möglicherweise geht es Ihnen vielmehr um einen dekorativen Stammbaum. Schließlich macht es optisch viel her, wenn Sie Ihre Familienfotos nicht einfach nur aufstellen oder nebeneinander an die Wand hängen, sondern in Form eines Baumes präsentieren. Und bei einem rein dekorativen Stammbaum müssen Sie nicht darauf achten, dass die Anordnung der einzelnen Familienmitglieder stimmt. Hier steht die Optik klar im Vordergrund. Dabei gibt es unzählige Möglichkeiten, wie Sie Ihre Familie dekorativ in Baumform präsentieren können. Ein paar Beispiele:

  • Sie können einen großen Baum an die Wand malen und die Fotos Ihrer Familienmitglieder so aufhängen, dass Sie scheinbar an dem Baum hängen.
  • Sie können Äpfel aus Tonkarton ausschneiden, Fotos draufkleben und die Äpfel dann an eine Zimmerpflanze hängen. Auf die Rückseite der Äpfel können Sie die Namen und die Geburtsdaten Ihrer Familienmitglieder schreiben.
  • Sie können einen hübschen Baum aus Draht formen und Fotos Ihrer Familienmitglieder an dem Drahtbäumchen feststecken.
  • Sie können einen großen Ast nehmen und daran die Fotos Ihrer Angehörigen befestigen. So wird der Stammbaum zu einer Art Mobile.

Natürlich können Sie aber auch ganz klassisch ein Bild malen oder sich ein Poster mit einem Baum als Motiv besorgen und Ihre Familienmitglieder in der Baumkrone anordnen. Ob Sie dabei mit Fotos arbeiten oder die Namen als schöne Schriftzüge gestalten, bleibt Ihrem Geschmack überlassen.