Aktualisiert am 4. Januar 2022 von Ömer Bekar

Viele Menschen interessieren sich für Ihre Wurzeln und für die Geschichte Ihrer Familie. Und die Ergebnisse der Ahnensuche lassen sich in einem Stammbaum dokumentieren.

Woher kommt mein Name? Wer sind meine Verwandten? Wie groß ist meine Familie? Wie viele Generationen weit kann ich meine Wurzeln zurückverfolgen? – Solche und ähnliche Fragen werden Sie sich vermutlich stellen, wenn Sie sich mit der Familiengeschichtsforschung, der sogenannten Genealogie, beschäftigen.

Und dass bei Ihnen überhaupt das Interesse an Ihrer Familiengeschichte erwacht ist, kann viele verschiedene Gründe haben. Vielleicht steht ja eine Hochzeit an oder Nachwuchs hat sich angekündigt, wodurch ein neuer Familienzweig entstehen wird. Möglicherweise ist jemand gestorben und Ihnen wird klar, dass Sie immer weniger noch lebende Verwandte haben. Eventuell haben Sie jemanden kennengelernt, von dem Sie bisher gar nicht wussten, dass es sich um einen Verwandten handelt. Genauso kann es sein, dass Sie beim Blättern in alten Fotoalben oder durch die Geschichten, die Ihre Großeltern immer wieder erzählen, Lust bekommen haben, auf Spurensuche zu gehen. Jedenfalls ist die Ahnenforschung ein spannendes Hobby, das Sie bis an Ihr Lebensende begleiten kann. Denn wenn Sie sich vornehmen, eine vollständige Familienchronik anzufertigen, werden Ihre Forschungen höchstwahrscheinlich niemals abgeschlossen sein. Schließlich kommen mit jeder neuen Generation zahlreiche Personen dazu. Gehen Sie lediglich zehn Generationen in die Vergangenheit zurück, sind Sie schon bei über 1.000 Personen angelangt. Aber das sollte Sie natürlich nicht davon abhalten, einen Familienstammbaum zu erstellen. Ganz im Gegenteil! Und ein paar Infos und Tipps für Ihre ersten Schritte als Ahnenforscher geben wir Ihnen im Folgenden mit auf den Weg.

Was ist ein Stammbaum überhaupt?

Ein Stammbaum ist eine Grafik, die die Nachkommen einer Person (oder eines Lebewesens) abbildet. Dabei eignet sich ein Baum besonders gut für die Darstellung. Denn der Stamm oder die Wurzel des Baumes ist für die Person vorgesehen, die den Ausgangspunkt bildet. Von dieser Person gehen Äste mit ihren Nachfahren, also den Söhnen und Töchtern ab. Dabei werden die Nachkommen von links nach rechts und vom Ältesten zum Jüngsten eingetragen. Der linke Zweig ist also dem Erstgeborenen vorbehalten, weiter nach links kommen dann nacheinander seine jüngeren Geschwister. Danach folgen weitere Äste und Zweige mit den Enkeln, den Urenkeln, den Ururenkeln und so weiter. Auf diese Weise verzweigt sich der Baum zunehmend und die Baumkrone entsteht. Genauso wird es aber auch Äste geben, die einfach aufhören, weil es keine weiteren Nachkommen gibt.

Übrigens: Der Stammbaum wird oft mit einer Ahnentafel verwechselt. Eine Ahnentafel ist aber etwas anderes. Denn wie der Name bereits andeutet, werden in einer Ahnentafel die Ahnen und somit die Vorfahren festgehalten. Bei der Ahnentafel bildet also eine Person den Ausgangspunkt und von dieser Person aus geht es zurück in die Vergangenheit und zu den Personen, die die vorhergehenden Generationen bilden. Beim Stammbaum hingegen richtet sich der Blick in die entgegen gesetzte Richtung. Hier führt der Weg aus der Vergangenheit in die Gegenwart, denn der Stammbaum hält ja die Nachkommen fest.

Woher bekomme ich die Daten für meinen Stammbaum?
Damit Sie einen Stammbaum erstellen können, brauchen Sie natürlich Namen und Informationen. Wie umfangreich und aufwändig Ihre Forschungsarbeiten ausfallen werden, hängt davon ab, wie ausführlich Ihr Stammbaum werden soll. Am besten gehen Sie wie folgt vor:

1. Hören Sie sich in der Familie um.

Die erste, beste und wichtigste Quelle ist Ihre eigene Familie. Fragen Sie Ihre Eltern, Ihre Großeltern, Ihre Tanten und Onkel und die übrigen Familienmitglieder nach Verwandten. Auf diese Weise werden Sie schon viele wertvolle Informationen zusammenbekommen. Vielleicht gibt es ja auch noch alte Fotoalben und andere Aufzeichnungen, die Sie zusammen durchgehen können und die dem Erinnerungsvermögen Ihrer vor allem älteren Verwandten ein wenig auf die Sprünge helfen. Und lassen Sie Ihre Verwandten ruhig erzählen. Auch wenn Sie die alten Geschichten vielleicht schon unzählige Male gehört haben, fallen Ihnen möglicherweise Details auf, auf die Sie vorher nicht geachtet haben. Mit etwas Glück erfahren Sie bei der Gelegenheit auch von entfernten Verwandten, von denen Sie bislang noch gar nichts wussten.

2. Sammeln Sie alles, was Sie kriegen können.

Neben den mündlichen Angaben Ihrer Familienmitglieder sollten Sie versuchen, alle Unterlagen und Dokumente zusammenzutragen, die Sie bekommen können. Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden, alte Kaufverträge und Grundbuchauszüge, Schul- und Arbeitszeugnisse, Postkarten, Briefe, Tagebücher, Kirchenbildchen, Notizen oder Fotos sind alles Quellen, die Ihnen wertvolle Informationen oder zumindest hilfreiche Hinweise für Ihre weitere Familienforschung liefern können.

3. Recherchieren Sie im Internet.

Ein äußerst hilfreiches Instrument bei Ihrer Ahnensuche ist das Internet. Hier gibt es verschiedenste Datenbanken, die sich durchsuchen können. Auf Genealogie-Seiten finden Sie nützliche Hinweise und Links zu weiteren Quellen. Hier können Sie sich außerdem informieren, wenn Sie mit alten Berufsbezeichnungen, Namen von Krankheiten oder anderen Begriffen, die Sie in Ihren Unterlagen finden, nichts anfangen können. Außerdem können Sie sich im Internet natürlich mit anderen Ahnenforschern austauschen.

4. Suchen Sie in Archiven.

Während die Standesämter Personenstandsregister erst seit den 1870er-Jahren führen, reichen die Kirchenbücher teils bis ins 16. Jahrhundert zurück. In den Kirchenbüchern wurden Daten zu Taufen, Eheschließungen und Beerdigungen notiert. Auf Anfrage können Sie die Kirchenbücher in den Archiven der Kirchen einsehen. In größeren Orten gibt es zudem oft Stadtarchive, die ebenfalls eine sehr hilfreiche Quelle sein können. Auch in Bibliotheken, die alte Aufzeichnungen verwalten, werden Sie möglicherweise fündig. Gerade wenn es um sehr alte Daten geht, werden Sie aber oft um einen persönlichen Besuch vor Ort nicht herumkommen. Planen Sie einige Ihrer nächsten Urlaube oder Wochenendtrips also ruhig dort, wo Verwandte von Ihnen gelebt haben, und nutzen Sie die Gelegenheit für Ihre Forschung.

Und noch 3 Tipps:

1. Notieren Sie sich bei jeder Informationen, die Sie in Ihre Datensammlung aufnehmen, woher Sie die Info haben. Sie werden sich später nicht mehr erinnern können, ob Sie beispielsweise ein Geburtsdatum aus einer Urkunde abgeschrieben haben oder ob ein Verwandter meinte, sich an dieses Geburtsdatum erinnern zu können. Wenn Sie Ihre Daten später mit anderen Unterlagen abgleichen oder sich mit anderen Ahnenforschern austauschen, kann dieses Wissen aber sehr wichtig werden.

2. Behalten Sie im Hinterkopf, dass sich die Schreibweisen von Namen im Laufe der Zeit geändert haben können. So kann es gut sein, dass Buchstaben weggefallen oder dazukommen sind. Vielleicht wurde ein Name auch an die Landessprache angepasst und entsprechend umgeschrieben. Endet ein Familienzweig abrupt, sollten Sie also prüfen, ob sich nicht vielleicht einfach nur die Schreibweise des Namens geändert hat.

3. Je länger Sie forschen, desto mehr Daten und Informationen werden zusammenkommen. Damit Sie den Überblick nicht verlieren, sollten Sie sich überlegen, wo und wie Sie Ihre Forschungsergebnisse festhalten möchten. Entscheiden Sie sich von Anfang an für eine Methode und bleiben Sie dabei. Im Zeitalter des Computers bietet sich natürlich eine Stammbaum-Software an. Gute Programme gibt es mitunter sogar kostenlos. Probieren Sie also ruhig verschiedene Anwendungen aus und nehmen Sie dann die Software, mit der Sie am besten zurechtkommen. Vergessen Sie aber nicht, regelmäßig Sicherungskopien anzufertigen. Schließlich wäre es schade, wenn alle Ihre Daten einem technischen Fehler zum Opfer fallen und plötzlich weg sind.

Was hat es mit den Kekulé-Nummern auf sich?

Wenn Sie in die Ahnenforschung einsteigen, werden Sie recht bald und vor allem immer wieder auf die sogenannten Kekulé-Nummern stoßen. Hierbei handelt es sich um ein Zahlensystem, das in der Genealogie Standard ist. Am besten machen Sie sich schon früh mit diesem System vertraut. Denn zum einen wird es Ihnen ungemein helfen, Ihre Aufzeichnungen übersichtlich zu sortieren und den Überblick zu behalten. Und zum anderen werden Sie die Zahlen brauchen, wenn Sie sich mit anderen Ahnenforschern austauschen wollen. Aber keine Sorge: Die Kekulé-Nummern basieren auf einem simplen und logischen Prinzip. Sie müssen sich eigentlich nur drei Grundregeln merken:

1. Der Proband, das ist die Ausgangsperson, hat die Zahl 1.

2. Jeder Vater einer Person hat die doppelte Zahl, jede Mutter die doppelte Zahl plus 1. (Hat eine Person beispielsweise die Kekulé-Zahl

26, so hat der Vater dieser Person die Zahl 52 und die Mutter der Person die Zahl 53.)

3. Alle männlichen Vorfahren haben gerade Zahlen, alle weiblichen Ahnen ungerade Zahlen.

Wenn Sie diese drei Regeln verinnerlicht haben, können Sie im Handumdrehen jede Kekulé-Zahl richtig einordnen. Und um das Nummerierungssystem zu veranschaulichen, hier das Ganze als schematische Darstellung:

Wie kann ich einen Stammbaum erstellen?

Wenn Sie genug Daten zusammengetragen haben, können Sie daraus einen Stammbaum anfertigen. Überlegen Sie sich dabei zuerst, wer die Ausgangsperson Ihres Stammbaums sein soll. Anschließend tragen Sie die Kinder, die Enkel, die Urenkel und die Nachkommen in den weiteren Generationen ein. Wenn Sie möchten, können Sie auch den Geschwistern Ihrer Ausgangsperson eigene Zweige zuordnen und hier die Nachfahren ebenfalls erfassen. Bleibt aber noch die Frage, wo Sie diese Namen denn eintragen. Wenn Sie kreativ sind, können Sie einen Stammbaum zeichnen oder malen. Einfacher wird es, wenn Sie sich ein schönes Poster besorgen. Oder Sie laden sich eine Vorlage aus dem Internet herunter. Eine weitere Möglichkeit ist, dass Sie Ihre Daten in eine Software eingeben und dieses Programm Ihren Stammbaum erstellen lassen.

Allerdings müssen Sie den Stammbaum natürlich nicht wörtlich nehmen. Vor allem wenn es Ihnen in erster Linie darum geht, Ihre Verwandten übersichtlich abzubilden, können Sie eine Tabelle erstellen. Oder Sie belassen es bei einer ganz schlichten Grafik aus Feldern, die mit Linien verbunden sind. Wie ein solcher Stammbaum aussehen kann, sehen Sie an der Mustervorlage im nächsten Abschnitt. In die einzelnen Felder können Sie die Namen Ihrer Verwandten eintragen. Sie können aber auch Fotos einkleben und weitere Daten, beispielsweise die Geburts- und die Sterbedaten, dazuschreiben.

Zum Schluss aber noch ein Tipp: Belassen Sie es am Anfang bei drei, vier Generationen. Sie werden sehen, dass Ihr Stammbaum so schon genug Personen beinhaltet. Wenn Sie sich zuviel zumuten, verlieren Sie den Überblick. Und letztlich ist es besser, wenn Sie sich auf Ihre näheren Verwandten beschränken und diese Generationen dafür vollständig notieren, als wenn Ihr Stammbaum viele Generationen aufzeigt, aber die Hälfte der Verwandten fehlt.

Formular für einen Stammbaum